Begriff Narzissmus

In den letzten Jahren ist  der Begriff Narzissmus oder narzisstische Persönlichkeitsstörung immer bekannter geworden. Bei den Therapeuten ist die Anfrage nach freien Therapieplätzen von den Opfern narzisstischen Missbrauchs enorm, Tendenz steigend. Mittlerweile ist eine Narzissmus -Insider-Szene entstanden, in der sich Angehörige von Betroffenen austauschen und gegenseitig stärken.

Das ist auch etwas, was den Therapeuten die Arbeit und den Leidenden die Heilung erleichtert, denn viele andere Co-Abhängige wissen immer noch nicht, mit was und wem sie zu tun haben. Sie zweifeln an ihrem Verstand, fühlen sich einsam und unverstanden. Durch den geschickten Täter-Opfer-Umkehr des Narzissten nach außen werden die Opfer von der Umgebung ( s.g Flying Monkeys) beschuldigt oder ausgelacht. Die daraus resultierenden Folgen sind erschütternd: Depression, Ängste, Panikattacken, somatoforme Störungen, PTBS, k-PTBS.

Für Psychiater ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung einer der interessantesten und trotzdem unerforschtesten psychischen Störungen. Eine Heilung des Defizits ist bisher nicht in Sicht, da den meisten Narzissten die Einsicht über die eigene Beeinträchtigung fehlt. Sie selbst erkennen ihre eigenen Probleme nicht, sondern denken, dass die Umgebung persönliche Mängel aufweist. 

Wie entsteht NPS und warum tut der Narzisst das was er tut:

Laut Sigmund Freud ist die Ursache für das Entstehen von NPS eine Fixierung des Babys in der oralen Phase, also im Alter von 0-2 Jahre. In diesem Lebensabschnitt entwickeln Kinder das Urvertrauen gegenüber der Welt. Fehlt hier die Bindung zur Mutter oder werden die Bedürfnisse des Babys nicht befriedigt, kann es zur Fixierung kommen, wodurch die Entwicklung des Urvertrauens verhindert wird. Das Kind muss dadurch lernen, sein Bedürfnis nach Liebe und Zuneigung sich auf eine andere Art zu holen.

Andere Forscher auf dem Gebiet gehen davon aus, dass emotionale Kälte von den Eltern und der Mangel an Liebe sowie Zuneigung die übersteigerte Selbstdarstellung fördert. Kinder, die wenig oder gar keine Anerkennung bekommen versuchen dies durch einen eigenen, selbstentwickelten Charakter zu erhalten.

Weitere Ursache für die Entstehung ist ein Erziehungsstil, der dem Kind keine Grenzen setzt und dieses auf den Podest gehoben wird. Wie auch bei anderen Persönlichkeitsstörungen ist es wichtig zu betonen, dass diese Ich-synton ist, daher sieht der Betroffene die Umgebung durch seine Brille, die die Realität und Selbstwahrnehmung verzehrt. Auf der emotionalen Ebene bleibt der Narzisst im Alter von 6 Jahren stecken und wird dieses nie übersteigen. Er will einfach nur spielen und ist sich nur begrenzt bewusst, welchen Schaden er den anderen zufügt. Ob man ihm also als Opfer, Täter oder beides betrachtet, hängt davon ab, welche Brille man selber trägt.

Folgende Merkmale hat ein NPSler:

Man unterscheidet verschiedene Subtypen der Störung, die auch ineinander übergehen können. Es gibt den grandiosen/malignen, fragilen/ verdeckten und exhibizionistischen/weiblichen Typus. 

Allgemein zu den Merkmalen des Narzissmus gehören:

  • Übertriebenes Gefühl der eigenen Wichtigkeit, Erfolg, Schönheit
  • Empathiemangel, kognitive Empathie
  • Hohe Kränkbarkeit
  • Das Erwarten von ständiger Bewunderung
  • Ausbeuterisches Verhalten in zwischenmenschlichen Kontakten

Was für andere nicht sichtbar ist:

  • Innere Leere
  • Selbstzweifel
  • Ständiger Zufuhrcraving
  • Narzisstische Krise- verwechselbar mit Depression

Vor allem das enormer Craving nach narzisstischer Zufuhr macht sie für andere, vor allem Partner und Kinder so zerstörerisch. Die Kameleon-Fähigkeiten des Narzissten machen zu dem die Diagnose für Außenstehende schwer oder unmöglich.

Zu den spezifischen Verhaltensweisen des Narzissten gehören:

  • Manipulation
  • Gaslighting
  • Silent Treatment
  • Abrupter Liebes-Entzug
  • Pathologisches Lügen
  • Abwertung
  • Tests (was bist du in der Lage für mich auszuhalten)
  • Passiv-aggressives Verhalten
  • Opferrolle
  • Kontrolle
  • Stalking
  • Einsetzen von Flying-Monkeys

Narzisstischer Kreislauf in der Beziehung

Narzisstische Eltern

Selbst wenn der Narzisst sich um das Kind kümmert, beschränkt sich seine Betreuung meist darauf, das Leben und die Probleme des Kindes pragmatisch zu regeln. Er sorgt lediglich für die materiellen Bedürfnisse und organisiert den Alltag. Das Kind spürt aber, dass dies nicht ihm zu liebe geschieht.

Narzisstische Väter betrachten ihre Kinder als Eigentum und erwarten 100-prozentige Gehorsamkeit. Sie formen sie nach eigenem Bedarf und erwarten als Held behandelt zu werden. Gleichzeitig jedoch bringen die Narzissten ihr Kind gerne in Situationen, in den es lächerlich oder chancenlos gemacht wird. Erfolge des Kindes werden unterbunden, klein gemacht oder für sich beansprucht.

Narzisstische Mütter dagegen sehen sich im Zentrum der Familie, die anderen sind nur Statisten und für ihre Bedürfnisse da. Oftmals stehen sie mit ihren eigenen Töchtern in Konkurrenz und wollen schöner sowie begehrter sein als der Nachwuchs. Die Kinder werden dem zu Folge erniedrigt, ohne Gespür für ihr Empfinden. Eine narzisstische Mutter spielt ebenfalls der Umgebung eine Show vor, in der sie fürsorglich und liebevoll erscheint, zu Hause dagegen kritisiert sie ihre Kinder ständig.

Warum Co-Abhängigkeit

Es gibt verschiedene Faktoren, die zur Narzissmus-Co-Abhängigkeit führen können. Vor allem die Umstände in der Ursprungsfamilie spielen hier eine große Rolle. Viele Partner von Narzissten haben toxische Umstände im elterlichen Haus erlebt oder haben selbst narzisstische Eltern. Dies kann auch einer der Gründer dafür sein, dass die Co-Abhängigen häufig hochsensibel sind (HSP) und das Bedürfnis haben, den Narzissten mit Liebe zu retten. Jenes kann als Rekompensation für einen nicht geretteten Elternteil sein, das zum Beispiel der Alkoholabhängigkeit verfallen ist.

Des weiteren entwickeln die Partner der Narzissten durch die ständigen Höhen und Tiefen während der Beziehung ein Trauma-Bonding mit dem Selbstsüchtigen. Zusätzlich dazu treibt die wenig verständnisvolle und hilfsbereite Umgebung den Partner tiefer in die emotionale Abhängigkeit. Das Opfer beginnt zu zweifeln und sich für das Verhalten des Narzissten zu beschuldigen.

Im weiteren Verlauf der toxischen Beziehung werden die eigenen emotionalen Ausbrüche als Ursache für die Misere in der Beziehung verantwortlich gemacht. Das Opfer isoliert sich und ist so dem Narzissten vollkommen ausgeliefert. Besonders schwer haben es Ex-Partner, die Kinder mit dem NPS-Betroffenen haben. Der Prozess um das Sorgerecht kann unendlich lange dauern, wodurch das Opfer trotzt Trennung keine Erleichterung verspürt.

Heilung

Je nach Typus und Ausprägung der Störung sowie der eigenen Bereitschaft sind zwei Möglichkeiten für den Ausstieg aus der Abhängigkeit möglich:

  • No Contact- radikaler Kontaktabbruch, Grey Stone Methode
  • Play the Game- in der Beziehung bleiben und zum Spielpartner werden. Gekonnter Zufuhr-Bedürfnis-Umtausch.

Unabhängig davon für welche Methode man sich entscheidet, ist die Begleitung durch einen auf dem Gebiet spezialisierten Therapeuten in den meisten Fällen notwendig. Mit Hilfe der Hypnose, NLP, EMDR oder ressourcenorientierten Psychotherapie ist der Ausstieg aus dem Kreislauf möglich.

Zum Abschluss.

Bei Kontakt zu einem Narzissten sind folgende Tipps empfehlenswert:

  1. Psychoedukation- je mehr man sich über das Störungsbild informiert, desto besser kann man mit den Betroffenen umgehen. Das erleichtert die Kommunikation mit ihnen und trägt zur Harmonie bei.
  2. Unabhängigkeit bewahren zum Beispiel durch eigene Hobbys, Jobs und Freunde
  3. Selbstwert steigern- oftmals sind Narzissten-Co-Abhängigen ähnliche Erfahrungen in der Ursprungsfamilie widerfahren. Diese müssen verarbeitet und geheilt werden
  4. Achtung, Flying Monkeys- nicht mit Narzissmus-Unwissenden über die eigene Situation sprechen, dies kann zusätzlich zu psychischen Niederlage führen. Es gibt genug Selbsthilfegruppen sowie Foren für Geschädigte, in denen Verständnis und der nötige Austausch gegeben ist. Ebenfalls sind Narzissmus spezialisierten Therapeuten hilfreich, um negative Erlebnisse zu verarbeiten.
  5. Reframing- den Narzissten anders als bisher betrachten, z.B als einen Coach, der einem die Nerven trainiert. Wenn seine Spielchen keine Trigger mehr sind, hindert ihn das daran, Kontrolle zu übernehmen.
  6. Positive Eigenschaften des Narzissten nutzen- nicht selten sind Narzissten attraktive und erfolgreiche Persönlichkeiten, in Folge dessen wirken „Normalneurotische Personen“ nach einer Partnerschaft mit einem Narzissten für einen selber langweilig und uninteressant. Zu den positiven Eigenschaften des Narzissten gehören z.B. Mut, hohe Leistungsbereitschaft, Charisma, Humor und Engagement.
Therapie und Anwendungsgebiete bei Narzismus - Priya Wadhwa Hypnose